Corona und Community-Management
#flattenthecurve, die Eindämmung der Neuansteckungen ist das Gebot der Stunde. Kulturinstitutionen schließen, weitere öffentliche Institutionen werden in Kürze folgen. Für die Kultur mit ihren komplexen Strukturen aus privaten Trägern, öffentlicher Förderung und Sponsoringzuschüssen mit Festangestellten und vielen freien Mitarbeitern ist dies schon jetzt ein finanzieller Kraftakt, der unmittelbar an die Substanz geht.
Auch wenn es in Anbetracht der Gesamtlage unerheblich klingen mag: In diesem Moment wird sich zeigen, wer sich digital gut positioniert hat oder bereit ist, in diesem Bereich sehr sehr schnell zu lernen. Denn die Schließung des eigenen Hauses muss nicht bedeuten, komplett von der Bildoberfläche zu verschwinden. Es liegt sogar eine nicht unerhebliche Chance darin. Im laufenden Betrieb ist oft wenig Zeit für den berühmten „Blick hinter die Kulissen“. Die Künstler*innen eines Hauses sind oft in Probenprozesse und Vorstellungsbetrieb so intensiv eingebunden, dass wenig Zeit für ein persönliches Wort mit der digitalen Community bleibt. Dafür ist jetzt der Moment! Es gibt so viele kreative Möglichkeiten, den Kontakt mit dem Publikum nicht nur zu halten, sondern auch noch zu intensivieren. Und mal ehrlich: Wo sollten wir kreative Lösungen in Krisen finden, wenn nicht in der Kultur?
Es wird sich also zeigen, wer seine Community bislang nur als „Fans die Tickets kaufen sollen“ gesehen hat, oder wer sie wirklich als Community – Gemeinschaft – begreift. Eine Online-Gemeinschaft wird sich eher solidarisch zeigen – zum Beispiel die Tickets für ausgefallene Vorstellungen nicht um jeden Preis zurückgeben – als einzelne Facebookfans, die bislang auf Kartenverkauf und Verlosungsspiele getrimmt waren. Eine Gemeinschaft ist mit Sicherheit nach Wiedereröffnung des Hauses schneller wieder ein Live-Publikum. Denn sie weiß, dass sie nun endlich wieder auf die Menschen trifft, mit denen sie, in für alle unsicheren Zeiten, gemeinsam um das virtuelle Lagerfeuer saß und sich Geschichten erzählt hat.
Ich bin jetzt schon gespannt auf tolle Geschichten und überraschende Einblicke. Steckt nicht den Kopf in den Sand. Wascht euch die Hände. Und vor allem: Bitte bleibt gesund.